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Lebenswerte Zukunft > Leistungsorientierte Marktwirtschaft

Ein Motor der modernen Leistungsgesellschaft, der leider heißgelaufen ist!

Marktwirtschaft reparieren 

Das Buch Marktwirtschaft reparieren von Oliver Richters und Andreas Siemoneit, erschienen im oekom-Verlag, bietet eine kritische Analyse der heutigen kapitalistischen Wirtschaftsordnung und skizziert eine Vision für eine gerechtere und nachhaltigere Marktwirtschaft.

🧭 Zentrale Thesen

Die Autoren betrachten die Marktwirtschaft als eine soziale Utopie, die auf Prinzipien wie Leistungsgerechtigkeit, Wettbewerb und Kooperation ohne zentrale Steuerung basiert. In der Realität wird dieses Ideal jedoch durch verschiedene Faktoren untergraben:

  • Leistungslose Einkommen: Einkünfte aus Bodenspekulation, Rohstoffausbeutung oder durch Marktmacht entstehen ohne entsprechende Leistung und verzerren das Gerechtigkeitsprinzip.

  • Wachstumszwang: Der Kapitalismus erzeugt einen strukturellen Zwang zu ständigem Wachstum, was zu ökologischer Übernutzung und sozialer Instabilität führt.

  • Machtkonzentration: Große Konzerne und Vermögende können politische Entscheidungen beeinflussen und entziehen sich so den regulierenden Kräften des Marktes

🔧 Reformvorschläge

Richters und Siemoneit schlagen vier zentrale Maßnahmen vor, um die Marktwirtschaft zu "reparieren":

  1. Ressourcenpolitik und Überwindung des Wachstumszwangs: Einführung eines Lizenzhandels für Rohstoffe ("Cap & Trade"), bei dem die Einnahmen als ökologisches Grundeinkommen ("Cap & Dividend") an die Bevölkerung zurückfließen

  2. Bodenwertsteuer: Besteuerung von Bodenwerten, um spekulative Gewinne zu reduzieren und die Einkommensverteilung gerechter zu gestalten.

  3. Begrenzung ökonomischer Macht: Maßnahmen zur Verhinderung von Machtkonzentrationen, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten.

  4. Staatliche Geldschöpfung: Reform des Geldsystems durch Einführung eines "Vollgeldes", bei dem nur der Staat Geld schöpfen darf, um die Stabilität des Finanzsystems zu erhöhen.

📚 Weitere Informationen

Das Buch ist unter einer Open-Access-Lizenz verfügbar und kann kostenlos heruntergeladen werden:

📝 Fazit

Marktwirtschaft reparieren bietet eine fundierte Analyse der Schwächen des aktuellen Wirtschaftssystems und präsentiert durchdachte Reformvorschläge. Es richtet sich an Leserinnen und Leser, die an einer gerechten und nachhaltigen Wirtschaftsordnung interessiert sind.

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Wertschöpfung statt Wertabschöpfung

🧭 Zitate

  • Zitat von Oscar Wild: “Ein Zyniker sei einer, der von allem den Preis kenne, aber von nichts den Wert”!

  • Bill Haywood (Mitbegründer der ersten Industriegewerkschaft): “Die barbarischen Goldbarone - sie haben das Gold nicht gefunden, sie haben das Gold nicht abgebaut, sie haben das Gold nicht gewonnen, aber durch irgendeine merkwürdige Alchemie gehörte alles Gold ihnen!”

  • Vor der Finanzkrise von 2007 war der Einkommensanteil der 1 % Topverdiener in den USA von 9,4 % 1989 auf 22,6 % gestiegen. Aber es wurde immer schlimmer. Seit 2009 ist die Ungleichheit noch schneller gestiegen als vor dem Crash von 2008. Das Vermögen der 62 reichsten Individuen der Welt entsprach 2015 Schätzungen zufolge dem der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung, also dem von 3,5 Milliarden Menschen.

🔧 Der Versuch einer Definition

Unter WERTSCHÖPFUNG versteht man im allgemeinen, die Art und Weise, in der unterschiedliche Ressourcen - menschliche, materielle und immaterielle - bereitgestellt werden, um damit im Zusammenspiel neue Güter bzw. Dienstleistungen zu produzieren.

 

Unter WERTEXTRAKTION versteht man Aktivitäten, die sich darauf konzentrieren, existierende Ressourcen und Outputs hin und her zu schieben, um aus dem daraus resultierenden Handel einen unverhältnismäßigen Gewinn zu ziehen oder im Fall von Renten, z.B: bei Grundstücken so lange darauf zu warten, dass sich ihr Wert um ein vielfaches erhöht. Umgewidmete Grünflächen in Bauland sind so ein Beispiel (im engeren Sinne “leistungsloses Einkommen”).

WERT MESSEN:

  • Solange Produkte und Dienstleistungen auf dem Markt einen Preis erzielen, ungeachtet Aspekten der Ökologie (Lebensgrundlagen, Klima,…) und des Staates (sprich des gemeinsamen), verdienen sie die Aufnahme ins BIP/BSP. Ob sie zum Wert beitragen oder lediglich Wert abschöpfen, wird dabei ignoriert!

  • Was verstehen wir unter BIP/BSP: eigentlich nur eine gesellschaftliche Konvention. Es ist hier wichtig, sich vor Augen zu halten, dass es sich bei allen Abrechnungs- und Bilanzierungsmethoden um in Entwicklung begriffene gesellschaftliche Konventionen handelt, die sich weder durch physikalische Gesetzmäßigkeiten noch durch absolute “Realitäten” definieren, sondern Ideen, Theorien und Ideologien der jeweiligen Ära reflektieren, in der sie entstanden sind.

  • Dieser problematischen Logik zufolge würde es das BIP einer Nation vergrößern, würden wir unsere Nachbarn dafür bezahlen, unsere Kinder zu hüten oder unsere Wäsche zu waschen. Auch übertriebenen Konsum und das Wegwerfen von Dingen, die ja jemand wieder gegen Entgelt aufsammeln und entsorgen muss, würden das BIP erhöhen. Einfach nicht Erforderliches nicht zu konsumieren, Dinge nicht achtlos wegzuwerfen finden jedoch - da kein Preis - keinen Eingang ins BIP. Es macht daher schon Sinn, dass die Ökonomie ihrem Wesen nach eine Sozialwissenschaft ist und im Schoße eines aufgeklärten (demokratischen) Staates agieren soll (frei nach John Maynard Keyns).

  • Die heute noch immer vorherrschende höchst unvollständige Werttheorie, die den Systemen volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen zugrunde liegt führt zu einer unterschiedslosen Zuteilung des Merkmals “produktiv” an jeden mit einem großen EInkommen und spielt die Produktivität der weniger Glücklichen auf dieser Welt herab. Dadurch rechtfertigt sie auch eine exponentielle Ungleichheit hinsichtlich Einkommen und finanziellem Wohlstand und deklariert die Abschöpfung von Wert zur Wertschöpfung um. Frei nach dem Spruch: “Die dümmsten Bauern haben die größten Erdäpfel”!

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Wie kommt der Wert in die Welt

Mariana Mazzucato, eine amerikanisch-italienische Ökonomin, untersucht in ihrem Buch "Wie kommt der Wert in die Welt?" (im Original: The Value of Everything) die Art und Weise, wie wir in der modernen Wirtschaft Wert messen, definieren und verteilen. Sie kritisiert dabei die herrschenden wirtschaftlichen Paradigmen und wirft die Frage auf, wer in der Wirtschaft wirklich Wert schafft und wer diesen nur extrahiert.

🧭 Kernthesen

  1. Wertschöpfung versus Wertextraktion: Mazzucato argumentiert, dass es eine grundlegende Verwirrung darüber gibt, was als wertschöpfend gilt und was nicht. Sie hebt hervor, dass viele Akteure in der Finanzbranche, die oft als „wertschöpfend“ angesehen werden, in Wirklichkeit nur Wert extrahieren. Sie profitieren von wirtschaftlichen Aktivitäten, ohne tatsächlich produktive Beiträge zu leisten.

  2. Finanzialisierung der Wirtschaft: Die Ökonomin zeigt auf, wie die zunehmende Dominanz des Finanzsektors zu einer Fehlverteilung von Ressourcen führt. Unternehmen und Investoren konzentrieren sich oft auf kurzfristige Gewinne statt auf langfristige Investitionen in Innovationen und reale Wertschöpfung. Dies behindert das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung der Gesellschaft insgesamt.

  3. Mythos des freien Marktes: Mazzucato kritisiert den Glauben an die Allmacht des freien Marktes. Sie betont, dass der Staat eine wesentliche Rolle in der Schaffung von Innovationen und wirtschaftlichem Wachstum spielt. Viele technologische Durchbrüche, wie das Internet, seien durch staatlich finanzierte Forschung ermöglicht worden. Dennoch wird der Staat oft als unwirtschaftlich angesehen, während der private Sektor als effizient und innovativ dargestellt wird.

  4. Das Problem der heutigen Werttheorien: Historisch gesehen haben ökonomische Theorien wie die klassische und neoklassische Theorie klare Vorstellungen davon, was Wertschöpfung ist. Heute jedoch sei der Unterschied zwischen wertschöpfenden und wertvernichtenden Aktivitäten stark verschwommen. Insbesondere der Finanzsektor, bestimmte Dienstleistungen und sogar Teile der digitalen Wirtschaft tragen zu dieser Unklarheit bei.

  5. Reform der Werttheorien: Mazzucato fordert eine grundlegende Reform der Art und Weise, wie wir Wert definieren. Sie plädiert für eine Rückkehr zu einer Wirtschaft, die produktive Aktivitäten fördert und jene unterbindet, die nur von der Arbeit anderer profitieren. Sie fordert eine Neuausrichtung, in der öffentliche und private Akteure zusammenarbeiten, um echten Wohlstand zu schaffen.

  6. Die Rolle des Staates: Besonders betont wird die Rolle des Staates bei der Gestaltung und Förderung von Innovationen und Infrastruktur. Mazzucato plädiert für ein Umdenken, dass der Staat nicht nur als Regulierer und Korrektor von Marktfehlern, sondern als aktiver Schöpfer von Märkten angesehen wird.

🔧 Fazit:

In "Wie kommt der Wert in die Welt?" analysiert Mazzucato die Fehlentwicklungen der modernen Marktwirtschaft, insbesondere die falsche Definition und Messung von Wert. Sie argumentiert, dass die derzeitigen Strukturen Innovationen behindern und Ungleichheit fördern. Um die Wirtschaft wieder auf einen nachhaltigen und gerechten Kurs zu bringen, sei es notwendig, den Unterschied zwischen Wertschöpfung und Wertextraktion zu verstehen und entsprechend politisch zu handeln. Sie fordert eine neue Vision der Wirtschaft, in der der Staat und die Gesellschaft zusammenarbeiten, um echten, langfristigen Wert zu schaffen

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