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Das CYNEFIN-Framework

Wie im letzten Blogbeitrag (über die von F. Vester und der SBU-München entwickelte Sensitivitätsanalyse) angekündigt, möchte ich Euch hier kurz das CYNEFIN-Framework vorstellen.

Entwickelt von Dave Snowden und Mary E. Boone zielt es darauf ab, Entscheidungsträgern das Erkennen von einfachen, komplizierten, komplexen oder chaotischen Problemstellungen zu erleichtern. Eine erste Version wurde von den beiden 1999 veröffentlicht. Bis heute entsteht dabei sehr viel nützliches Gedankengut, vor allem rund um das Thema: “Wie gehen wir mit komplexen Fragestellungen um”. Für alle, die tiefer eintauchen wollen, geht es hier zur Homepage von THE CYNEFIN CO!


Es würde aus meiner Sicht keinen großen Mehrwert für Euch bringen, das auf der Homepage sehr ausführlich beschriebene Konzept, Schulungsangebote, Communities, usw. hier nochmals in Deutsch aufzuwärmen.

Eine sehr brauchbare deutschsprachige Beschreibung habe ich im Blog von Andreas Diehl gefunden.


Ich erzähle Euch lieber, wie ich dieses Framework einsetze. Da ich als Pensionist ja keine Angst mehr haben muss, meinen Geldgeber zu verlieren, kann ich in meinen Geschichten auch kritische Punkte mit Euch teilen.


... die Geschäftsführung eines österreichischen Mittelständlers lädt zum Thema Innovation ein. Die Gesprächseröffnung ging etwa so: “Wir sind ein international agierender, österreichischer Industriebetrieb und merken, dass wir uns nicht mehr schnell genug weiterentwickeln.” Darauf angesprochen, was denn unter weiterentwickeln im Firmenkontext gemeint sei, kommt als Antwort: “Ja, wir haben zwar unsere Hausaufgaben gemacht, sprich alle wichtigen Prozesse standardisiert und rationalisiert, aber was wirklich Neues für unsere Kunden fällt uns nicht mehr ein. Dabei haben wir schon etliche Innovationsmethoden ausprobiert und viel Geld für Beratungsleistungen ausgegeben.”

Auf die Frage: “Was denn so die letzte große Innovation war?”, einigten sich die anwesenden Kolleg:innen aus der Geschäftsführung schnell. Auf die Frage: “Wie denn diese Innovation damals zustande kam?”, gab es zwar Vermutungen, aber genau wusste es keiner mehr. An dem Punkt ist meine Erfahrung, dass nie die Antwort kommt: “Wir haben unseren Regeln entsprechend ein Innovationsprojekt aufgesetzt und als Ergebnis die Mega-Kundeninnovation bekommen!”

 In meinem Beispiel stellte sich nach näherer Befragung einiger ausgewählter Mitarbeiter heraus, dass sich vor allem langjährige Kunden über die gleichen Features beim Produkt beschwerten. Diese “Hinweise auf Produktverbesserungen” wurden der Entwicklung mal so informell geschildert, mit dem Hinweis, sich doch einmal dahingehend Gedanken zu machen. Ein paar Wochen später, präsentierte die Entwicklung in einem Verkaufsmeeting einen “schlampigen” Prototypen, heute würde man “minimal viable product” dazu sagen, der die gewünschten Features schon erkennen lies. Der Verkauf war begeistert, auch ob der schnellen Reaktion der Entwickler und schlug vor, zur nächsten großen Messe einen “richtigen” Prototypen am Stand den Kunden zu präsentieren. Budgets dafür wurden noch im Meeting locker gemacht. … Der Prototyp war der Hingucker auf der Messe, zumal er mit dem Vorgänger so gar nichts gemeinsam hatte. Ein halbes Jahr später ging das fertige, völlig neue Produkt an den Start und wurde zum Topseller.

Was ist passiert?

Offensichtlich gelang es genügend Menschen in dieser Organisation sich den Blick auf die Probleme ihrer Kunden zu bewahren. Um jedoch erfolgreich einen Prototypen zusammenzubasteln, wurde instinktiv die formale Organisation rund um Projekte, Budgets, Berichtswesen, usw. umgangen!


Nicht zu vergessen, es erfordert schon eine gute Portion Zufall und den richtigen Zeitpunkt um wirklich Innovatives zu kreieren! Doch das ist eine andere Geschichte!


Erst als das geschafft war, konnte man wieder im Regelbetrieb agieren und wie erwähnt das neue Produkt in den Markt bringen. Hätte damals das Management, wie es die Formalorganisation vorsah, ein Projekt aufgesetzt, wäre es mit großer Sicherheit schon in der Projektierungsphase gescheitert. Mit den bekannten Einwänden wie: “Das haben wir ja noch nie gemacht! Da fehlt uns die Erfahrung, das Geld, die Zeit, usw.”!



Hier kommt das CYNEFIN-Framework zur Anwendung. Es ermöglicht den Entscheidungsträgern die Art des Problems zu erkennen, das in diesem konkreten Fall in dieser konkreten Firma vorliegt.

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Für die Mitglieder der hier geschilderten Organisation war es offensichtlich nicht mehr möglich, innerhalb der gültigen Organisationsstruktur und den dort ablaufenden Prozessen, so wirklich nahe am Kunden, ihre Produkte weiterzuentwickeln, geschweige denn, völlig Neues für die Kunden zu entwickeln. Nur mehr ein Ausscheren aus der Formalorganisation (siehe "Clear", "Complicated") brachte den gewünschten Erfolg (siehe "Complex")!


Eine Fragestellung, die sich bei Anwendung des Frameworks ergibt, ist: “Wann und wie sollen wir es einsetzen?”

Erfahrungsgemäß gelingt es der bestehenden Organisation nur selten - im so hektischen Tagesgeschäft - sich zur rechten Zeit zu fragen, “welche Art von Problemstellung aus CYNEFIN-Sicht liegt denn unseren aktuellen Problemen zu Grunde”. Es braucht da schon gut geschulte und ausreichend trainierte Entscheidungsträger.


Wenn ihr, liebe Entscheidungsträger, Interesse habt, mit CYNEFIN zu arbeiten, dann schreibt mir einfacht eine Nachricht unter


ich melde mich umgehend!



Frohe Weihnachten und ein erfolgreiches 2024

wünscht Euch Andreas!


 
 
 

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